Nach Angaben der €uro am Sonntag erklärte Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele, dass nicht vorgesehen sei, eine staatliche digitale Währung zu erlassen. Er führte ebenfalls aus, dass Bitcoin als direkte Folge der Finanzkrise 2008 entstand und „der Euro auf Vertrauen basiert.“
Europa wird keine staatliche Kryptowährung erhalten
„Digitales Zentralbankgeld analog zu Bargeld ist momentan nicht in Sicht“, sagte Thiele als er nach einer staatlichen Kryptowährung gefragt wurde. Trotzdem gebe es zurzeit „eine breite Debatte über den Nutzen von digitalem Zentralbankgeld in einem geschlossenen System, wie etwa bei dem Prototypen, den wir zusammen mit der Deutschen Börse entwickelt haben“, stellte er klar.
Auch wenn die Deutsche Bundesbank natürlich keine verbindlichen Entscheidungen für die Europäische Union treffen kann, spielt sie doch eine wichtige Rolle in der Euro-Zone. Auch die Europäische Zentralbank wurde nach dem System der Zentralbank entworfen und folgt oft ihrem Beispiel.
Thiele wies darauf hin, dass die Bank keine Empfehlungen für oder gegen Investitionen ausstellte, jedoch auf die Risiken hinweisen wolle. „Die Bundesbank gibt keine Anlageempfehlungen – zeigt aber Risiken auf. Bitcoin weist hohe Wertschwankungen auf, nicht nur im Vergleich zum Euro. Zur Wertaufbewahrung eignet es sich deshalb nicht“, fügte er hinzu.
Der 64-Jährige Thiele ist bereits seit sieben Jahren im Vorstand der Zentralbank. Dabei ist er für die Fachbereiche Bargeld und Zahlungsverkehr zuständig. Vor seiner Karriere bei der Bundesbank arbeitete er für zwei Jahrzehnte im Bundestag.
„Das teure und ineffiziente Übertragungssystem der Bitcoin-Blockchain spricht gegen die Eignung als Zahlungsmittel.“
Bitcoin als Folge der Finanzkrise
Als er über die Verbindung zwischen Bitcoin und der Finanzkrise 2008 gefragt wurde, sagte er: „Ein Teil der Motivation virtueller Währungen ergibt sich wohl aus der kritischen Reflektion des Finanzsystems damals.“ Außerdem fügte er hinzu:
„Es bleibt eine Daueraufgabe für die Zentralbanken und für die gesamte Finanzpolitik, Vertrauen in unser Geld und unser Finanzsystem zu festigen. Denn unsere Währung, der Euro, beruht im Wesentlichen auf Vertrauen. Vertrauen ist leicht zu verspielen und schwer zu gewinnen.“
Erst vor kurzem erklärte Finanzexperte Christoph Schmidt, dass Bitcoiner auch andere in Mitleidenschaft zögen, „weil ihr Erwerb durch Kreditaufnahme finanziert wird“. „Dies würde das Risiko für Verwerfungen an den Finanzmärkten erhöhen“, stellte er ebenfalls fest.
Erst im Herbst dieses Jahres hielt Thiel eine Rede zum Thema Kryptowährungen. Damals folgerte er, dass eine Zentralbank-Währung ein unrealistisches Ziel und gesunde Skepsis angebracht sei.
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Corinna ist die Chefredakteurin von Coinwelt. Seit 2016 dreht sich ihre Welt um Kryptowährungen und die Blockchain. Es vergeht kein Tag, an dem Corinna sich nicht darüber ärgert, dass sie nicht gleich am ersten Tag in Bitcoin investiert hat. Besonders spannend findet sie die internationale Rechtslage für Währungen wie Bitcoin. Für die Zukunft hofft sie auf eine positive Haltung der Gesetzgeber und klare Gesetze im Umgang mit digitalen Coins.