Der Generaldirektor der Bank für den Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Augustin Carstens, hielt gestern eine Rede an der Goethe-Universität in Frankfurt. In seinem Vortrag mit dem Titel: „Geld im digitalen Zeitalter: Welche Rolle spielen Zentralbanken?“ äußerte er deutliche Kritik an der Kryptowährung Bitcoin.
Bitcoin fordert Zentralbanken heraus
Die BIZ ist eine Finanzinstitution, deren Mitgliedschaft Zentralbanken vorbehalten ist. Mehr als 60 Banken sind bei ihr vertreten. Unter ihnen befinden sich viele europäische Zentralbanken, aber auch die chinesische, amerikanische und japanische Zentralbank zählen zu den Mitgliedern. Man nennt die Organisation auch die Bank der Zentralbanken. Sie wurde bereits 1930 gegründet und ist die älteste Finanzinstitution in dieser Form.
Carstens Auftritt ist Teil einer Vorlesungsreihe, die vom Forschungszentrum „Sustainable Architecture for Finance in Europe“ (SAFE), dem Zentrum für Finanzstudien und der Deutschen Bundesbank gefördert wird. In seiner Vorlesung waren die zentralen Themen: Geld, Kryptowährungen und die Rolle von Zentralbanken.
Geld sei mit der Regierung verbunden und einer verantwortlichen Institution unterworfen, sodass die Öffentlichkeit dem System vertraue. „Private digitale Token, die sich als Währungen ausgeben, sowie Bitcoin und andere Krypto-Anlagen, die sich schnell verbreiten, dürfen nicht das Vertrauen in den Wert und des Wesens von Geld in Gefahr bringen“ führte er aus.
Außerdem sei eine Laissez-Faire-Haltung bei Kryptowährungen nicht angebracht. In den letzten Jahrzehnten hätte sich eine Ordnung entwickelt und als effektiv herausgestellt, in der es strikte Regeln und Kontrollen gibt und in der Zentralbanken das Finanzsystem überblicken. Dies stünde im starken Kontrast zu digitalen Währungen wie Bitcoin.
Bitcoin ist Spekulationsblase, Schneeballsystem und Naturkatastrophe
Auch für die Distributed-Ledger-Technologie fand er keine lobenden Worte und nannte sie „Mega-Sudoku“. Des Weiteren habe Bitcoin drei grundlegende Probleme: Entwertung, Vertrauen und Ineffizienz.
Die Entwertung der Kryptowährung würde durch Forks entstehen, da dadurch seiner Meinung nach immer mehr Versionen von Bitcoin geschaffen werden könnten und so eine Inflationsgefahr existiere. Für eine neue Kryptowährung bräuchte man nur „schlaue Entwickler und einen einprägsamen Namen“.
Vertrauen in Bitcoin gebe es nur, da man ihn in Papiergeld eintauschen könne. Digitale Währungen profitierten deshalb von dem System, welchem die Menschen eigentlich vertrauen würden. Das Vertrauen läge dabei nicht in den Kryptowährungen selbst. Außerdem hätten diese Währungen immer wieder mit Cyber-Angriffen und dem Verlust von Kapital von Anlegern zu kämpfen.
Des Weiteren hält er Bitcoin für ineffizient. „Während er vielleicht als alternatives Zahlungssystem ohne Einbeziehung der Regierung gedacht war, ist er nun zu einer Kombination einer Spekulationsblase, einem Schneeballsystem und einer Naturkatastrophe geworden“, erklärte er. Deshalb sollten Aufsichtsbehörden, die Risiken, so gut es geht, eindämmen. „Die zuständigen Behörden haben die Pflicht, Investoren und Verbraucher zu informieren und zu schützen und sollten sich deshalb vorbereiten, zu handeln“, fügte Carstens hinzu.
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Corinna ist die Chefredakteurin von Coinwelt. Seit 2016 dreht sich ihre Welt um Kryptowährungen und die Blockchain. Es vergeht kein Tag, an dem Corinna sich nicht darüber ärgert, dass sie nicht gleich am ersten Tag in Bitcoin investiert hat. Besonders spannend findet sie die internationale Rechtslage für Währungen wie Bitcoin. Für die Zukunft hofft sie auf eine positive Haltung der Gesetzgeber und klare Gesetze im Umgang mit digitalen Coins.