Changpeng Zhao (kurz auch CZ), der Direktor von Binance, hatte erwogen die Bitcoin-Blockchain zurückzuspulen, um den Hackerangriff auf die Börse rückgängig zu machen, der sich vor wenigen Tagen ereignete. Dies teilte er in einem Tweet mit. Letztendlich hat er sich jedoch, nach Rücksprache mit einer Reihe von Stakeholdern in der Krypto-Welt, dagegen entschieden.
Kann man die Bitcoin-Blockchain zurückspulen?
Transaktionen auf der Bitcoin-Blockchain können theoretisch rückgängig gemacht werden. Dabei handelt es sich jedoch um einen technisch aufwendigen Prozess. In diesem Fall hätte Binance die Hälfte der gesamten Rechenleistung von Bitcoin zur Verfügung stehen müssen. Das heißt, dass Binance mehr als die Hälfte der Rechenleistung aller Bitcoin-Miner, die die Transaktionen auf der Bitcoin-Blockchain abwickeln, unter Kontrolle gehabt haben müsste.
Diese Miner könnten dann in der Theorie an einer neuen Transaktionskette arbeiten. Bei dieser Blockchain hätte der Hackerangriff auf die Börse nie stattgefunden. Wenn ein Konsens über diese Chain entsteht, dann gilt die alternative Blockchain von dann an. Die Hacker wären in diesem Fall leer ausgegangen. Das Zurückspulen der Blockchain auf diese Art wird auch Re-Org (Reorganisation) genannt.
Wenn man diesen Prozess einleiten will, ist jedoch Eile geboten. Je länger man wartet, desto schwieriger wird es die Blockchain zurückzuspulen. Ungefähr alle 10 Minuten wird nämlich ein neuer Block mit Transaktionen zur Bitcoin-Blockchain hinzugefügt. Außerdem ist es ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr rentabel, eine Reorganisation durchzuführen.
Widerstand aus der Community
Der Plan von Binance erhielt viel Kritik aus der Krypto-Community. Der Prozess würde die Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit des Netzwerks schädigen. Auch kann der Prozess zu einer endgültigen Spaltung der Blockchain führen.
Dies geschah 2016 bei Ethereum und Ethereum Classic nach dem DAO-Vorfall. Auch damals gab es einen Hackerangriff, der durch das Zurückspulen der Blockchain ungeschehen gemacht werden sollte. Damals wurde tatsächlich eine alternative Chain entwickelt. Bei Ethereum wurde die Blockchain zurückgespult, sodass der Hackerangriff auf dieser Blockchain nie stattfand. Dennoch wurde die andere Blockchain und deren Kryptowährung unter dem Namen Ethereum Classic fortgesetzt.
Bitcoin-Blockchain nicht zurückspulen
Changpeng Zhao wollte dieses Risiko bei Bitcoin nicht eingehen und entschied sich deshalb dafür die Blockchain nicht zurückzuspulen. Dennoch will Binance die Kunden, die finanzielle Verluste durch den Hackerangriff zu verzeichnen haben, entschädigen.
Image via Unsplash
Corinna ist die Chefredakteurin von Coinwelt. Seit 2016 dreht sich ihre Welt um Kryptowährungen und die Blockchain. Es vergeht kein Tag, an dem Corinna sich nicht darüber ärgert, dass sie nicht gleich am ersten Tag in Bitcoin investiert hat. Besonders spannend findet sie die internationale Rechtslage für Währungen wie Bitcoin. Für die Zukunft hofft sie auf eine positive Haltung der Gesetzgeber und klare Gesetze im Umgang mit digitalen Coins.