Der palästinensische Premierminister Mohammad Shtayyeh glaubt, dass Kryptowährungen Palästina helfen können, unabhängiger vom israelischen Schekel und von Wirtschaftssanktionen zu werden. Dies berichtete das Online-Magazin Bitcoinist.
Kryptowährungen für mehr Unabhängigkeit
Diese Aussagen soll der Premierminister während einer Rede über das Center for Computer Emergency Response in Ramallah gemacht haben. Die Stadt befindet sich in der Nähe von Jerusalem und die Rede wurde bei dem Fernsehsender Palestine TV ausgestrahlt. Shtayyeh erklärte, dass Kryptowährungen verwendet werden können, um die von Israel verhängten Sanktionen zu umgehen. Er sagte:
„Rund 25 Milliarden israelische Schekel (6,3 Milliarden Euro) zirkulieren in der palästinensischen Wirtschaft. Dieses Geld fließt hauptsächlich in die lokale Wirtschaft, aber wir sind nicht verpflichtet, vom Schekel abhängig zu bleiben.“
Shtayyeh versprach alles ihm Mögliche zu tun, um einen Weg zur wirtschaftlichen Freiheit zu finden. Dem Pariser Protokoll zufolge muss in dem Gebiet der Schekel als Zahlungsmittel verwendet werden.
Zwar gibt es eine Erlaubnis für eine nationale Zentralbank, jedoch steht es dieser nicht zu, eine eigene Währung zu veröffentlichen. Das Pariser Protokoll wurde 1994 von der Palestine Liberation Organization (PLO) und Israel unterzeichnet. Infolgedessen wurde der Schekel neben dem jordanischen Dinar und dem US-Dollar zu einer der wichtigsten Währungen der Region.
Eigene Kryptowährung wirft Fragen auf
2017 wollte die palästinensische Währungsbehörde (PMA) innerhalb von fünf Jahren eine souveräne digitale Währung einführen. Mit dieser palästinensischen Kryptowährungen hätten Sanktionen umgangen werden können. (Ein ähnliches Vorgehen wählte auch Präsident Maduro in Venezuela. Dieser führte vor einiger Zeit den venezolanischen Petro ein.) Die PMA wurde für diese Idee jedoch scharf kritisiert.
Ein Professor für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften von der Najah University, der ebenfalls Shtayyeh heißt, bezweifelte, ob so eine Kryptowährung wirtschaftlich machbar sei und was der praktische Nutzen für den Normalverbraucher sei.
Er erklärte, dass nicht die Währung selbst Schuld sei, sondern dass die komplexe wirtschaftliche und politische Abhängigkeit von der palästinensischen Wirtschaft das größere Problem sei. Laut Shtayyeh arbeiten 170.000 Palästinenser in Israel, die ihr Gehalt im israelischen Schekel erhalten. Er fügte hinzu, dass 80 Prozent des gesamten Handels mit Israel in Schekeln stattfindet.
Darüber hinaus stellte er die kritische Frage, welche Länder tatsächlich dazu bereit wären, internationalen Sanktionen zu umgehen, um Palästina und die Kryptowährung zu unterstützen. Ein weiteres Problem sei das Thema „Cybersicherheit“. Ihm zufolge liege Israel in diesem Gebiet vorne und die Sicherheit einer nationalen Kryptowährung könne nicht gewährleistet werden.
Der palästinensische Ministerpräsident scheint zugehört zu haben und wendet sich nun den bestehenden Kryptowährungen zu.
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Corinna ist die Chefredakteurin von Coinwelt. Seit 2016 dreht sich ihre Welt um Kryptowährungen und die Blockchain. Es vergeht kein Tag, an dem Corinna sich nicht darüber ärgert, dass sie nicht gleich am ersten Tag in Bitcoin investiert hat. Besonders spannend findet sie die internationale Rechtslage für Währungen wie Bitcoin. Für die Zukunft hofft sie auf eine positive Haltung der Gesetzgeber und klare Gesetze im Umgang mit digitalen Coins.