Die Ankündigung von Facebook eine eigene Kryptowährung auf den Markt zu bringen, hat große Wellen geschlagen. Noch ist die digitale Coin nicht auf dem Markt und die tatsächlichen Folgen von Libra unklar.
Nic Carter zufolge sorgte Libra schon jetzt dafür, dass Kryptowährungen von der US-Regierung ernster genommen werden. Carter ist der Mitgründer von Coinmetrics, einem Unternehmen zur Analyse von Daten des Krypto-Marktes.
Facebook nicht vorsichtig genug
In einem Interview mit Coindesk brachte Carter seine ungefilterte Meinung zum Ausdruck. Ihm zufolge hat Facebook einen großen Fehler begangen: „Facebook will den Wert von Libra an viele Fremdwährungen und nur in geringem Maße an den Dollar knüpfen. Aber natürlich beleidigen sie den amerikanischen Kongress damit. Der Dollar macht rund 70 Prozent des gesamten internationalen Handels aus.“
Carter fiel auf, dass der amerikanische Kongress nach der Ankündigung, wie „wach gerüttelt“ schien. Obwohl es Bitcoin schon ungefähr zehn Jahre gibt, scheint die angebliche Bedrohung durch Kryptowährungen und eine nicht regulierte Währung erst jetzt für den Gesetzgeber real zu werden:
„Regierungen unterschätzen Bitcoin. Ich denke, dass der Kongress nicht einmal erkennt, dass ein nicht-geschäftliches Projekt wie Bitcoin tatsächlich als Geld durchgehen kann. Oder vielleicht wurden sie von Kongressabgeordneten wie Warren Davidson überzeugt. Dieser sagte, dass Bitcoin nicht kontrolliert werden kann.“
Bis zu einer CBDC wird es noch dauern
Neben Libra sprach Carter auch über Central Bank Digital Currencies (CBDC). Dabei handelt es sich um Zentralbankkryptowährungen, also digitale Coins, die von einer Zentralbank in den Umlauf gebracht werden. Auch darüber hatte Carter eine Meinung: „Währungen werden digital sein, weil das zum Ziel der Regierungen passt. Sie möchten in der Lage sein, jede Transaktion zu verfolgen. Außerdem können sie keinen negativen Zinssatz für physisches Geld berechnen. Die Regierungen wollen die vollständige Kontrolle über die Wirtschaft, indem sie die Geldmenge kontrollieren.“
Trotzdem wird es ihm zufolge noch dauern, bis wir eine digitale Form des Euros oder Dollars erhalten. „So etwas wäre das Ende der Geschäftsbanken. Und diese Banken haben eine Art Monopol und mächtige Lobbyisten. Ich bezweifle, dass bald ein digitaler Dollar kommt.“
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Corinna ist die Chefredakteurin von Coinwelt. Seit 2016 dreht sich ihre Welt um Kryptowährungen und die Blockchain. Es vergeht kein Tag, an dem Corinna sich nicht darüber ärgert, dass sie nicht gleich am ersten Tag in Bitcoin investiert hat. Besonders spannend findet sie die internationale Rechtslage für Währungen wie Bitcoin. Für die Zukunft hofft sie auf eine positive Haltung der Gesetzgeber und klare Gesetze im Umgang mit digitalen Coins.