Fraglich ist für viele, warum dieser Bitcoin-Anstieg zu verzeichnen ist. Viele Analysten gehen davon aus, dass möglicherweise die höchste Inflationsrate seit 12 Jahren von über 9,6 Prozentpunkten dafür verantwortlich ist. Allerdings kann diese Annahme verneint werden, das meint zumindest Daniel Novy, Gründer der größten Bitcoinbörse in Brasilien.
Staatsanleihen attraktiver als Bitcoin
BitPay hat Statistiken und Infographiken veröffentlicht, die zeigen, dass die Bitcoin-Transaktionen in Lateinamerika um 120 Prozent angestiegen sind. Viele Experten rätselten über diesen Anstieg. Die hohe Inflationsrate und die instabile Wirtschaft waren für viele die Gründe für diesen „Bitcoin-Boom“. Jedoch meint der Gründer von Brasiliens größter Bitcoinbörse BaseBit Daniel Novy, dass der Anstieg der Inflationsrate und die Bitcoinnachfrage zwei völlig unterschiedliche und unabhängige Vorgänge sind und dies nur zufällig nebeneinander laufen. Außerdem werden primär Staatsanleihen von den Menschen gekauft, sobald die Inflationsrate hoch ist – so Novy. Für diese Anleihen werden 14 Prozent pro Jahr angeboten, was ein sehr guter Deal sei und andere Investitionen aussteche.
Zudem mache es keinen Sinn, Bitcoin zu kaufen, wenn die Volatilität bei 50+ Prozent pro Jahr liegt. Man kaufe kein volatileres Anlagegut, um sich vor einem weniger Volatilem zu schützen. Zusätzlich besteht sowieso die Möglichkeit die lukrativen Staatsanleihen zu kaufen, welche über 4 Prozentpunkte über der Inflation liegen, was den Bitcoin-Gebrauch nicht mehr so attraktiv erscheinen lässt.
Ansteigende Bitcoinakzeptanz in Brasilien bei Händlern
Ohne die wahren Gründe für den Bitcoin-Anstieg zu kennen steht eines fest: Die Anzahl der Bitcoinhändler ist über die letzten Monaten erheblich angestiegen. Novy meinte auch, dass die E-Commerce Industrie ansteigt, dennoch betont er seinen Standpunkt, dass das nichts mit der derzeitigen Wirtschaftslage zu tun hat. Bitcoin hätte noch nicht das große Ansehen in Brasilien, dennoch sind die Händler der digitalen Währung offener gegenüber.
Novy weiter: „Das schlechte Ansehen kommt hauptsächlich durch die schlechte Presse in Brasilien. Wie zum Beispiel: Bitcoin wird für Geldwäsche oder Kidnapping mit Bitcoin-Lösegeldforderung missbraucht – Börsen, die schließen und die Bitcoins von den Kunden einsacken… Über Sachen wie diese wird berichtet. Falls über Bitcoin berichtet wird, dann nur bei negativen Neuigkeiten.“ Seiner Meinung nach müssten mehrere Magazine und Zeitungen über die positiven Aspekte von Bitcoin berichten. Leider wissen noch zu wenige Brasilianer von Bitcoin, seine Frau war zum Beispiel auf einem Seminar für Entrepreneure (Unternehmer) und keiner wusste über Bitcoin Bescheid. Dennoch sei das größte Problem das fehlende Kapital für Investitionen.
Englischer Bericht von Joseph Young
Image von Rodrigo Soldon, via flickr.com, CC BY ND 2.0